Hellerau ist Welterbekandidat des Freistaates Sachsen

Hellerau ist sächsischer Welterbekandidat

Bedeutender Schritt auf dem Weg zum Weltkulturerbe-Titel für Dresden-Hellerau: Der Freistaat Sachsen hat in dieser Woche mit einem Kabinettsbeschluss die Gartenstadt Hellerau samt Festspielhausensemble als sächsischen Welterbekandidaten bestätigt.

 

Hellerau, Straßenzug Am Grünen Zipfel, © Foto: Lothar Sprenger

Gemeinsam mit drei weiteren Bewerbern steht Hellerau damit auf der wichtigen Nominierungsliste des Freistaates, die an die Bundesregierung übersendet wird. In dem langwierigen Verfahren wird sich Hellerau nun mit weiteren Bewerbern aus dem Bundesgebiet messen. Eine Kommission prüft in den kommenden zwei Jahren die Unterlagen und besucht die ausgewählten Orte. Die Favoriten dieses Bewerbungsverfahrens werden schließlich bis 2024 an die Unesco in Paris gemeldet, welche die finale Entscheidung trifft.

Seit Oktober 2012 engagiert sich der eingetragene „Förderverein Weltkulturerbe Hellerau“ um diesen Titel. Ansatz dafür ist vor allem, dass Hellerau Anfang des 20. Jahrhunderts bedeutendes Zentrum der Lebensreformbewegung war. Die Siedlung war in sozialer, wirtschaftlicher, künstlerischer und ökologischer Sicht besonders fortschrittlich. Künstler aus ganz Europa strömten damals in den Stadtteil im Dresdner Norden, um hier zu leben und sich inspirieren zu lassen.

Ein wichtiger Wegbereiter für diese Entwicklung war der Gründer der Deutschen Werkstätten, Karl Schmidt. Er hatte den Bau der Gartenstadt initiiert und damit auch den Grundstein für die lebensreformerischen Ansätze gelegt. „Ab 1909 ist innerhalb von fünf Jahren eine Stadt aus dem Boden gestampft worden, die als Laboratorium der Moderne gilt“, sagt der heutige geschäftsführende Gesellschafter der Deutschen Werkstätten, Fritz Straub. Weil das damalige revolutionäre Handeln in Hellerau auch heute noch das Selbstverständnis der Deutschen Werkstätten beeinflusst, verfolgt das Unternehmen den Bewerbungsprozess mit großem Interesse und freut sich sehr über den aktuellen Kabinettsbeschluss.

Um die eigene Bewerbung noch weiter positiv zu beeinflussen, erarbeitet der Förderverein Weltkulturerbe Hellerau derzeit eine zweisprachige wissenschaftliche Publikation zur Gartenstadt und der Lebensreformbewegung in Hellerau, welche Anfang des nächsten Jahres veröffentlicht werden soll. Die Publikation umfasst die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, die führende Forscher im September 2020 auf einem Kolloquium in Hellerau ausgetauscht hatten.

 

Große Teile der ab 1908 errichteten Gartenstadt sind nach wie vor erhalten, wie zum Beispiel das Festspielhaus Hellerau. Dieser Bestand ist eine Voraussetzung für den Welterbetitel. Fotos: Lothar Sprenger
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