Ein offenes Haus

Ein offenes Haus

Einzelbüros gibt es hier nicht, ebensowenig wie Vorzimmer zur Geschäftsführung. Von einem Pförtner ganz zu schweigen. Die Deutschen Werkstätten haben in Hellerau bewusst keine großen Hemmschwellen für den Zugang aufgebaut. Stattdessen gilt der Unternehmensneubau am Moritzburger Weg als offenes Haus. Doch schon bevor der moderne Industriebau 2006 in Betrieb genommen wurde, gehörten Besucher zur Normalität bei den Werkstätten und waren gern gesehen. Bereits die Entscheidung, Anfang der 90er-Jahre eine eigene Galerie einzurichten und Gäste zu den Ausstellungseröffnungen einzuladen, sorgte frühzeitig für Interesse bei den Besuchern. Silke Schuster, Assistentin des geschäftsführenden Gesellschafters Fritz Straub und seit 1982 im Unternehmen, hat das von Anfang an miterlebt. Sie kann sich noch gut daran erinnern, wie diese Veranstaltungen von Mitgliedern der Belegschaft viele Jahre lang mit vorbereitet wurden. „Die Schlittensäge, die damals schon nicht mehr in Betrieb war, war unser Buffet. Neben unserer eigentlichen Arbeit haben wir an den Nachmittagen bis zu 15 Servierplatten mit Schnittchen geschmiert.“ Mal mit Hackepeter, mal als Fettbemme mit sauren Gurken. Und bei den Besuchern immer sehr beliebt.

Das hat nicht nur das Zusammengehörigkeitsgefühl bei den Mitarbeitern gestärkt, sondern am Abend auch den gewünschten, offenen Austausch mit den Hellerauern ermöglicht. Die Deutschen Werkstätten haben sich nie als einsame Insel inmitten der Gartenstadt verstanden, sondern immer als ein Teil von ihr. Der Austausch mit den Anwohnern gehört deshalb von jeher dazu. Wie selbstverständlich wurden und werden auf diesen Veranstaltungen Gespräche zu den Entwicklungen des Unternehmens geführt – auch wenn mittlerweile eine Bäckerlieferung die selbstgeschmierten Schnittchen ersetzt. Doch nicht nur zu Veranstaltungen ist der Austausch möglich. Nach wie vor steht das Haus auch heute noch jedem offen, der sich zu den Geschäftszeiten die Ausstellungen ansehen möchte. Und wenn er sich bei einem Mitarbeiter nach einem Werk erkundigt, wird die freundliche Antwort sicher nicht ausbleiben. 

 

 

Diskussionsveranstaltung zur Ostmoderne mit Karl Clauss Dietel und Rudolf Horn, 2019, © Foto: PR DW/Juliane Richter
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