Ostmoderne: Formgestalter Rudolf Horn und Karl Clauss Dietel geben in Hellerau Einblick in ihre Lebenswerke

Ostmoderne: Rudolf Horn und Karl Clauss Dietel

Formgestalter Rudolf Horn und Karl Clauss Dietel geben in Hellerau Einblick in ihre Lebenswerke

Rudolf Horn und Karl Clauss Dietel haben das Leben vieler DDR-Bürger maßgeblich beeinflusst. Horns MDW-Schrankwand (produziert von den Deutschen Werkstätten Hellerau) stand in vielen Wohnzimmern, sein freischwingender Sessel gilt als Klassiker. Dietel wiederum wurde mit den Entwürfen zum Wartburg 353 und der Simson S50 bekannt.

Gespräch zur Ostmoderne mit Karl.C.Dietel und Rudolf Horn, Moderation T.Bille, © Foto: PR DW

Beide haben am 25. September bei einer Veranstaltung in den Deutschen Werkstätten über ihr Leben und Wirken berichtet. Die Kooperation des Unternehmens mit der SKD/Kunstgewerbemuseum Pillnitz zog 250 Besucher nach Hellerau. Vor ihnen hat MDR-Moderator Thomas Bille die beiden Gestalter nicht nur zu ihren größten Entwürfen, sondern auch zum Einfluss der DDR-Lebensumstände auf ihre Arbeit befragt.

„Wohnungs- und Platznot haben das Leben damals bestimmt. Oft hat ein Paar mit einem Kind in einem großen Zimmer gelebt und geschlafen“, erinnert sich der mittlerweile 90-jährige Horn zurück. Die Idee damals: Den Nutzern Bauteile für Möbelstücke zu übergeben, die sie ganz individuell auf ihre Platzverhältnisse und Wünsche „finalisieren“ konnten. So ist in den 60er-Jahren das MDW-Möbelprogramm entstanden. Und Horn erklärt, dass es von jeher sein Ansatz war, für den Endnutzer zu gestalten. Deshalb hat er Ende der 60er-Jahre auch den Barcelona-Chair von Mies van der Rohe in seinem Sinne überarbeitet. Denn dieser Sessel, „der so schön war, zum Niederknien und Beten“, war seiner Meinung nach nicht bequem. Das hat Horn unerlaubter Weise im Leipziger Grassi-Museum getestet.

Doch nun gibt es eine Neuauflage, die von den Deutschen Werkstätten exklusiv vertrieben wird. Neben freischwingendem Sessel und Fußhocker gibt es jetzt auch einen Zweisitzer und eine dynamische Liege. Die Möbel können in den Deutschen Werkstätten in Hellerau, sowie den Showrooms in Leipzig und Berlin probegesessen werden.

Veranstaltung zur Ostmoderne mit Karl.C.Dietel und Rudolf Horn, © Foto: PR DW

Karl Clauss Dietel, Jahrgang 1934, hat während der Veranstaltung am 25. September einen Einblick gewährt, wie er vor allem in der Fahrzeugindustrie aktiv und kreativ war. Und hat gestanden: Besonders beeinflusst hat ihn der Anblick US-amerikanischer Jeeps bei der Befreiung nach dem Zweiten Weltkrieg. Dieses Auto sei so „klar strukturiert“ gewesen, schwärmt er noch heute. Solche Gedanken haben ihn bei seinen Entwürfen zu Trabant-Nachfolgemodellen begleitet.

Auch wenn viele von der DDR-Regierung abgelehnt wurden. Seine Maxime blieben dennoch die „fünf L“ im Fahrzeugbau: Ein Auto soll langlebig, leise, lütt (also klein), leicht und lebensfreundlich sein.  Einig ist sich Dietel mit Horn übrigens in einem wichtigen Punkt, der auch bei den Zuhörern an diesem Abend ankommt: Bei den von den Designern entwickelten Möbeln und Produkten habe nicht der Mangel zu den Lösungen geführt, sondern die Vernunft. Man sei aus Prinzip sparsam mit den Dingen umgegangen. „Die Einschränkungen waren eher temporär. Es hat einfach länger gedauert“, so Dietel.

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